Kostenrechnung

Kostenrechnung einfach erklÀrt: Aufgaben, Methoden, Beispiele und Tipps

Kostenrechnung

Christian

Christian

GrĂŒnder von shoperate

Die smarte Registrierkasse

Hohe Kosten, knappe Margen und Entscheidungen „aus dem Bauch“ – genau hier setzt die Kostenrechnung an. Sie macht sichtbar, welche Bereiche, Produkte oder Dienstleistungen deinen Gewinn treiben und wo Geld versickert. Mit klaren Zahlen zu DeckungsbeitrĂ€gen, Fixkosten und Mindestumsatz triffst du Preis-, Sortiments- und Investitionsentscheidungen deutlich sicherer.

Kostenrechnung

Kostenrechnung einfach erklÀrt: Definition und Grundlagen

Die Kostenrechnung ist ein Teil des internen Rechnungswesens. Sie zeigt dir, wie viele Kosten in deinem Betrieb anfallen und wofĂŒr. Damit erkennst du, ob deine Produkte, Dienstleistungen oder Standorte wirklich Geld verdienen.

In der Praxis beantwortet die Kostenrechnung vor allem drei Fragen:

  • Welche Kosten gibt es im Unternehmen?
  • Wo fallen diese Kosten an?
  • Welches Produkt oder welche Leistung verursacht welche Kosten?

So hilft dir die Kostenrechnung, Preise zu kalkulieren, wirtschaftlich zu arbeiten und rechtzeitig gegenzusteuern, wenn Kosten aus dem Ruder laufen. Gerade fĂŒr kleine Betriebe in Österreich ist das wichtig, weil SpielrĂ€ume oft begrenzt sind.  

Abgrenzung: Kostenrechnung, KLR und Kosten- und Leistungsrechnung

Oft liest du Begriffe wie Kostenrechnung, Kostenartenrechnung, Kosten- und Leistungsrechnung oder KLR. Im Kern geht es immer darum, betriebliche Kosten systematisch zu erfassen und auszuwerten.

  • Kostenrechnung ist der Oberbegriff fĂŒr alle Verfahren, mit denen du Kosten planst, erfasst und auswertest.
  • Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) umfasst neben den Kosten auch die innerbetriebliche Leistungserstellung, zum Beispiel Eigenleistungen oder innerbetriebliche Verrechnungen.
  • In vielen LehrbĂŒchern wird KLR als umfassendes System beschrieben, im Alltag sprechen viele einfach von „Kostenrechnung“.

FĂŒr deinen Alltag als Unternehmer:in reicht es, wenn du verstehst, dass die Kostenrechnung dir ein klares Bild ĂŒber deine betrieblichen Kosten gibt. Ob das System im Detail KLR heißt oder nicht, spielt fĂŒr die Praxis eine untergeordnete Rolle.

Warum Kostenrechnung fĂŒr Unternehmen in Österreich wichtig ist

Die Finanzbuchhaltung erstellst du vor allem fĂŒr Finanzamt, Banken und Jahresabschluss. Sie folgt gesetzlichen Regeln und ist auf vergangene Perioden gerichtet.

Die Kostenrechnung arbeitest du dagegen fĂŒr dich selbst:

  • Du siehst, welche Produkte oder Leistungen wirklich profitabel sind.
  • Du erkennst, ob ein Standort, eine Filiale oder ein Bereich Verluste macht.
  • Du kannst Preise gezielt anpassen, statt „nach GefĂŒhl“ zu kalkulieren.
  • Du planst besser, welche Fixkosten du dir leisten kannst.

💡 Merke: Die Kostenrechnung ist kein gesetzliches Muss, aber ein zentrales Steuerungsinstrument. Ohne sie triffst du Entscheidungen auf Basis von BauchgefĂŒhl statt Zahlen.

Aufgaben der Kostenrechnung im Unternehmen

Die Aufgaben der Kostenrechnung lassen sich in wenige Kernfunktionen bĂŒndeln. Sie sind unabhĂ€ngig davon, ob du ein CafĂ©, einen Friseursalon, einen Handwerksbetrieb oder einen Online-Shop fĂŒhrst.

Kosten erfassen, planen und kontrollieren

Zuerst musst du wissen, welche Kosten ĂŒberhaupt anfallen. Dazu ordnest du deine Ausgaben klaren Kostenarten zu, zum Beispiel:

  • Wareneinsatz
  • Löhne und GehĂ€lter
  • Miete und Betriebskosten
  • Energie
  • Versicherungen
  • Marketing

Die Kostenrechnung hilft dir, diese Kosten:

  1. zu erfassen (Ist-Kosten),
  2. zu planen (Plan- oder Budget-Kosten),
  3. zu kontrollieren (Soll-Ist-Vergleich).

Damit erkennst du Abweichungen. Steigen zum Beispiel die Personalkosten deutlich schneller als der Umsatz, hast du ein klares Warnsignal.

Preisgestaltung und Kalkulation von Angeboten

Ein weiterer zentraler Zweck ist die Kalkulation. Du möchtest wissen:

  • Wie hoch sind die Selbstkosten eines Produkts oder einer Dienstleistung?
  • Mit welchem Aufschlag musst du arbeiten, um deine Zielmarge zu erreichen?
  • Ab welchem Preis lohnt sich ein Auftrag oder ein Tisch ĂŒberhaupt?

Die Kostenrechnung liefert dafĂŒr die Grundlage. Du erfĂ€hrst, wie sich deine Kosten auf einzelne Produkte, Kunden oder AuftrĂ€ge verteilen. So kannst du Preise nicht nur „marktorientiert“, sondern auch kostenorientiert festlegen.

UnterstĂŒtzung von Entscheidungen im Controlling

Mit einer funktionierenden Kostenrechnung kannst du fundierte Entscheidungen treffen:

  • Lohnt sich eine VerlĂ€ngerung der Öffnungszeiten?
  • Sollst du ein unrentables Produkt aus dem Sortiment nehmen?
  • Darfst du Rabatte geben, ohne ins Minus zu rutschen?
  • Rechnet sich ein zusĂ€tzlicher Mitarbeiter?

👉 Tipp: Nutze die Kostenrechnung nicht nur fĂŒr den JahresrĂŒckblick. Entscheidend ist, dass du Zahlen laufend auswertest und fĂŒr deine Planung nutzt.

Zentrale Begriffe der Kostenrechnung

Damit du ErklÀrungen und Beispiele einordnen kannst, brauchst du ein paar Grundbegriffe. Wichtig ist vor allem der Unterschied zwischen Aufwendungen, Kosten und Ausgaben.

Kosten, Aufwendungen und Ausgaben

  • Ausgaben: Abfluss von Zahlungsmitteln. Beispiel: Du zahlst eine Rechnung ĂŒber 1.000 Euro.
  • Aufwendungen: Wertverzehr in der Finanzbuchhaltung. Beispiel: Abschreibungen, Wareneinsatz, Löhne.
  • Kosten: betriebsbedingter, periodengerechter Wertverzehr in der Kostenrechnung.

Nicht jede Ausgabe ist automatisch eine Kostenposition. Private Entnahmen, Spenden oder außergewöhnliche SchĂ€den sind Aufwendungen, aber keine Kosten der betrieblichen Leistungserstellung. In der Kostenrechnung werden sie ausgeblendet oder korrigiert.

💡 Merke: Die Kostenrechnung betrachtet nur den Teil der Aufwendungen, der fĂŒr die eigentliche betriebliche TĂ€tigkeit relevant ist.

Selbstkosten und Umlagen

Die Selbstkosten zeigen, wie viel ein Produkt oder eine Dienstleistung das Unternehmen insgesamt kostet. Sie beinhalten:

  • Einzelkosten (direkt zurechenbar, z. B. Material)
  • Gemeinkosten (nur indirekt zurechenbar, z. B. Miete, Verwaltung)

Gemeinkosten werden ĂŒber Umlagen verteilt. Typische UmlageschlĂŒssel sind:

  • ProzentsĂ€tze auf Material- oder Lohnkosten
  • Quadratmeter bei Mieten
  • Maschinenstunden bei Maschinenkosten

⚠ Achtung: Umlagen sind immer eine NĂ€herung. Wichtig ist, dass du einen stabilen, nachvollziehbaren SchlĂŒssel nutzt und diesen nicht stĂ€ndig wechselst.

Zielkostenrechnung

Die Zielkostenrechnung geht vom Marktpreis aus. Du ĂŒberlegst zuerst:

  • Welchen Preis akzeptiert der Markt fĂŒr dein Angebot?
  • Welche Marge möchtest du erzielen?

Aus dem Zielpreis und der Zielmarge leitest du rĂŒckwĂ€rts ab, welche Zielkosten maximal anfallen dĂŒrfen. Das ist besonders relevant in Branchen mit starkem Wettbewerb oder in der Produktentwicklung.

Aufbau der Kostenrechnung: Kostenarten, Kostenstellen, KostentrÀger

Die klassische Kostenrechnung gliedert sich in drei Stufen:

  1. Kostenartenrechnung
  2. Kostenstellenrechnung
  3. KostentrÀgerrechnung

Dieses Schema begegnet dir in vielen LehrbĂŒchern zur Kostenrechnung und bildet den Standardaufbau.

Kostenartenrechnung: Welche Kosten gibt es?

In der Kostenartenrechnung ordnest du alle Kosten nach ihrer Art. Typische Kostenarten:

  • Material- und Wareneinsatz
  • Löhne und GehĂ€lter
  • Sozialabgaben
  • Miete und Pacht
  • Energie (Strom, Gas, Heizung)
  • Abschreibungen
  • Zinsen
  • Versicherungen
  • Fuhrpark
  • Marketing und Vertrieb

Wichtig ist eine sinnvolle Detaillierung:

  • Zu grob: Du siehst keine ZusammenhĂ€nge.
  • Zu fein: Du verlierst den Überblick und pflegst zu viele Konten.

💡 Merke: FĂŒr kleine Betriebe reicht oft eine ĂŒberschaubare Liste von 20–30 Kostenarten, die zu deinem GeschĂ€ftsmodell passt.

Kostenstellenrechnung: Wo fallen die Kosten an?

Die Kostenstellenrechnung beantwortet die Frage: Wo entstehen die Kosten? Eine Kostenstelle ist ein abgegrenzter Bereich im Unternehmen, etwa:

  • KĂŒche, Service, Bar im Restaurant
  • Verkauf, Lager, Online-Shop im Handel
  • Salon, Kosmetik, Rezeption im Friseurbetrieb
  • Produktion, Baustellen, Verwaltung im Bauunternehmen

Ziel der Kostenstellenrechnung:

  • Kosten verursachungsgerecht auf Bereiche verteilen
  • Verantwortlichkeiten schaffen („Wer steuert welche Kosten?“)
  • Gemeinkosten spĂ€ter besser auf Produkte oder Dienstleistungen umlegen

Typische VerteilungsschlĂŒssel:

  • Quadratmeter fĂŒr Miete und Energie
  • Mitarbeiterzahl fĂŒr Verwaltungskosten
  • Umsatzanteile fĂŒr Marketing

👉 Tipp: Starte mit wenigen Hauptkostenstellen und ergĂ€nze spĂ€ter feinere Unterstellungen, wenn du mehr Transparenz brauchst.

KostentrĂ€gerrechnung: WofĂŒr fallen die Kosten an?

In der KostentrĂ€gerrechnung wird es fĂŒr die Praxis besonders interessant. Hier ordnest du die Kosten den KostentrĂ€gern zu, zum Beispiel:

  • ein Gericht in der Gastronomie
  • ein Haarschnitt oder eine Farbe im Salon
  • ein Produkt im Einzelhandel
  • ein Projekt oder Auftrag im Handwerk

Ziel ist, StĂŒckkosten oder StundensĂ€tze zu ermitteln. Dazu werden:

  • Einzelkosten direkt zugeordnet (z. B. Material),
  • Gemeinkosten ĂŒber ZuschlagssĂ€tze auf die KostentrĂ€ger verteilt.

So erkennst du, welche Produkte deine „Gewinnbringer“ und welche eher „MitlĂ€ufer“ sind.

Verfahren der Kostenrechnung: Vollkosten, Teilkosten und Deckungsbeitrag

Die Kostenrechnung kennt unterschiedliche Rechenverfahren. FĂŒr die Praxis besonders wichtig sind:

  • Vollkostenrechnung
  • Teilkostenrechnung
  • Deckungsbeitragsrechnung

Vollkostenrechnung: alle Kosten verteilen

Die Vollkostenrechnung teilt alle Kosten, also fixe und variable, auf die KostentrÀger auf. Ergebnis sind Selbstkosten je Einheit.

Anwendung:

  • langfristige Preisuntergrenzen
  • Beurteilung, ob das GeschĂ€ftsmodell insgesamt tragfĂ€hig ist
  • Grundlage fĂŒr Standardkalkulationen

SchwĂ€che: FĂŒr kurzfristige Entscheidungen (Rabattaktionen, ZusatzauftrĂ€ge) kann die Vollkostenrechnung in die Irre fĂŒhren, weil sie fixe Kosten mit einrechnet, die sich kurzfristig gar nicht verĂ€ndern.

Teilkosten- und Deckungsbeitragsrechnung

Die Teilkostenrechnung betrachtet nur die variablen Kosten. Der Unterschied zwischen Erlös und variablen Kosten ist der Deckungsbeitrag.

Formel:
Deckungsbeitrag = Erlös – variable Kosten

Dieser Deckungsbeitrag dient dazu, fixe Kosten zu decken und Gewinn zu erwirtschaften.

Vorteile:

  • gute Entscheidungsbasis fĂŒr ZusatzauftrĂ€ge
  • klare Sicht auf „Was bringt ein weiterer Verkauf wirklich?“

Beispiel:

  • Verkaufspreis: 20 Euro
  • Variable Kosten (Material, anteiliger Lohn): 8 Euro
  • Deckungsbeitrag: 12 Euro

Solange der Deckungsbeitrag positiv ist und deine KapazitÀt reicht, kann ein Zusatzauftrag sinnvoll sein, auch wenn der Preis unter den Vollkosten liegt.

Break-even-Point und Mindestumsatz

Der Break-even-Point ist der Punkt, an dem:
Summe der DeckungsbeitrÀge = fixe Kosten

Ab hier arbeitet dein Unternehmen kostendeckend. Jeder zusÀtzliche Euro Deckungsbeitrag erhöht den Gewinn.

⚠ Achtung: Ohne grundlegende Deckungsbeitragsrechnung bleibt die Frage „Lohnt sich das?“ oft unbeantwortet. Gerade saisonale Betriebe sollten ihren Mindestumsatz kennen.

Kostenrechnung in der Praxis: Beispiele und einfache Berechnungen

Theorie ist nur hilfreich, wenn sie sich in der Praxis anwenden lÀsst. Im Folgenden einfache Beispiele, wie eine einfache Kostenrechnung aussehen kann.

Kostenrechnung Beispiel Gastronomie / Restaurant

Angenommen, du fĂŒhrst ein kleines Restaurant und möchtest die Kosten eines Hauptgerichts kalkulieren.

  1. Einzelkosten (pro Gericht)
    • Wareneinsatz: 4,00 Euro
    • Verpackung / Verbrauchsmaterial: 0,50 Euro
  2. Gemeinkosten (monatsbezogen)
    • Miete, Energie, Versicherung: 6.000 Euro
    • Löhne KĂŒche und Service: 12.000 Euro
    • Sonstige Kosten: 2.000 Euro

Gesamte Gemeinkosten: 20.000 Euro.

Du verkaufst im Monat 2.000 Hauptgerichte.

Gemeinkosten je Gericht:
20.000 Euro / 2.000 StĂŒck = 10 Euro

Selbstkosten je Gericht:
4,50 Euro Einzelkosten + 10 Euro Gemeinkosten = 14,50 Euro

Setzt du einen Zieldeckungsbeitrag von 5,50 Euro an, ergibt sich ein Mindestverkaufspreis von 20 Euro.

💡 Merke: Schon eine einfache Aufteilung auf „Gerichte pro Monat“ zeigt, ob deine Preisstruktur zu den Kosten passt.

Kostenrechnung Beispiel Einzelhandel

Ein kleiner Modehandel möchte prĂŒfen, ob sich ein Produktsegment rechnet.

  • Einkauf (Wareneinsatz): 40 Euro pro StĂŒck
  • Verkaufspreis: 89 Euro
  • Variable Verkaufskosten (TĂŒten, ZahlungsgebĂŒhren): 4 Euro
  • Monatliche Fixkosten (Miete, Grundlohn, Grundkosten): 8.000 Euro

Deckungsbeitrag pro StĂŒck:
89 – 40 – 4 = 45 Euro

Mindestabsatz zur Deckung der Fixkosten:
8.000 / 45 ≈ 178 StĂŒck

Verkaufst du deutlich weniger als 178 StĂŒck pro Monat, musst du entweder den Preis, die Kostenstruktur oder das Sortiment ĂŒberdenken.

Kostenrechnung Beispiel Bau / Handwerk

Im Bau oder Handwerk ist die Stundensatzkalkulation zentral.

  • Direkter Lohn pro Stunde (inkl. Lohnnebenkosten): 25 Euro
  • Maschinen- und Fahrzeugkosten je produktiver Stunde: 10 Euro
  • Gemeinkosten (BĂŒro, Verwaltung, Werbung): 200.000 Euro pro Jahr
  • Produktive Stunden pro Jahr: 10.000

Gemeinkosten je produktive Stunde:
200.000 / 10.000 = 20 Euro

Gesamtkosten je Stunde:
25 + 10 + 20 = 55 Euro

Mit einer Zielmarge von 15 Euro pro Stunde ergibt sich ein notwendiger Verrechnungssatz von 70 Euro pro Stunde.

👉 Tipp: Eine saubere Stundensatzkalkulation verhindert, dass du AuftrĂ€ge unter Kosten annimmst.

Kostenrechnung, Buchhaltung und Rechnungswesen

Die Kostenrechnung baut auf Zahlen der Finanzbuchhaltung auf, nutzt sie aber anders.

Unterschied: Finanzbuchhaltung vs. Kostenrechnung

  • Die Finanzbuchhaltung arbeitet nach gesetzlichen Vorgaben (etwa UGB). Sie bildet die Grundlage fĂŒr Jahresabschluss, SteuererklĂ€rungen und Meldungen.
  • Die Kostenrechnung richtet sich nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen. Sie kann Aufwendungen umgestalten, ergĂ€nzen oder weglassen, wenn das fĂŒr die Steuerung sinnvoll ist.

Beispiele:

  • kalkulatorischer Unternehmerlohn bei Einzelunternehmen
  • kalkulatorische Miete bei Nutzung eigener Immobilien
  • Ausblendung betriebsfremder Aufwendungen

Von der GuV zur Kostenrechnung

Üblicher Weg:

  1. Du startest mit der Gewinn- und Verlustrechnung.
  2. Du eliminierst Aufwendungen, die nichts mit der betrieblichen Leistung zu tun haben (z. B. Spenden).
  3. Du ergÀnzt Zusatzkosten, zum Beispiel Unternehmerlohn oder kalkulatorische Zinsen.
  4. Du ordnest die so bereinigten Kosten deinen Kostenarten zu.

So entsteht aus der GuV eine Kostenartenrechnung, die als Grundlage fĂŒr Kostenstellen und KostentrĂ€ger dient.

Kostenrechnung mit Excel: Schema und Vorlage umsetzen

Viele kleine Betriebe starten mit einer Kostenrechnung in Excel. Das ist völlig in Ordnung, solange die Struktur klar bleibt. Eine gut aufgebaute Kostenrechnung Excel hilft dir, Kostenarten, Kostenstellen und KostentrĂ€ger ĂŒbersichtlich abzubilden, ohne gleich in eine komplexe Software investieren zu mĂŒssen.

Einfache Struktur in Excel

Sinnvolle TabellenblÀtter:

  • Kostenartenliste mit Monatswerten
  • KostenstellenĂŒbersicht
  • KostentrĂ€ger- oder ProduktĂŒbersicht
  • kleine Auswertungen (z. B. DeckungsbeitrĂ€ge je Produktgruppe)

Typische Spalten:

  • Kostenart
  • Monat / Zeitraum
  • Betrag
  • Kostenstelle
  • KostentrĂ€ger

💡 Merke: Halte die Struktur stabil. HĂ€ufige Änderungen erschweren Vergleiche zwischen Monaten oder Jahren.

Schema fĂŒr Kostenarten-, Kostenstellen- und KostentrĂ€gerrechnung

Ein praktikables Schema:

  1. Kostenartenrechnung: Alle Kosten aus der Buchhaltung zunÀchst nach Kostenart sortieren.
  2. Kostenstellenrechnung: Diese Kosten ĂŒber SchlĂŒssel auf Kostenstellen verteilen.
  3. KostentrÀgerrechnung: Kostenstellenkosten auf Produkte, AuftrÀge oder Dienstleistungen weiterverteilen.

👉 Tipp: Starte mit einem einfachen Schema und ergĂ€nze spĂ€ter Details, etwa zusĂ€tzliche Kostenstellen oder genauere UmlageschlĂŒssel.

Digitale Kostenrechnung und Software-Lösungen

Mit wachsender UnternehmensgrĂ¶ĂŸe stĂ¶ĂŸt Excel schnell an Grenzen. Dann hilft eine Kostenrechnung-Software oder ein integriertes System aus Kasse, Buchhaltung und Controlling.

Wann Excel nicht mehr reicht

Warnsignale:

  • Du benötigst zu viel Zeit, um Daten zu aktualisieren.
  • Fehler schleichen sich durch Kopieren oder Formeln ein.
  • Mehrere Personen arbeiten parallel an der Datei.
  • Du willst Szenarien rechnen (Planung, „Was-wĂ€re-wenn“).

In diesen FĂ€llen lohnt sich ein System, das Daten aus Kassensystem, Warenwirtschaft und Buchhaltung automatisch zusammenfĂŒhrt.

Schnittstellen und Auswertungen

Moderne Lösungen bieten:

  • Import von Buchungsdaten (z. B. als CSV oder ĂŒber Schnittstellen)
  • automatische Zuordnung zu Kostenarten und Kostenstellen
  • Standardberichte, z. B. Deckungsbeitrag je Produkt, Warengruppe oder Bereich
  • Dashboards fĂŒr Unternehmer:innen

💡 Merke: Egal ob Excel oder Software – entscheidend ist, dass du deine Kostenrechnung regelmĂ€ĂŸig pflegst und aktiv nutzt.

Lernen und Weiterbildung: Kostenrechnung verstehen und vertiefen

Wenn du tiefer einsteigen möchtest, gibt es viele Möglichkeiten, Kostenrechnung zu lernen.

Kurse und LehrgÀnge

In Österreich bieten etwa Wirtschaftskammern und Bildungseinrichtungen wie das WIFI Kurse zu:

  • Grundlagen der Kostenrechnung
  • Controlling fĂŒr KMU
  • Branchenkurse (z. B. Gastronomie, Handel, Bau)

Solche Kurse sind sinnvoll, wenn du Zahlen selbst interpretieren und einfache Auswertungen eigenstÀndig erstellen willst.

BĂŒcher und Unterlagen

FĂŒr den Einstieg reichen oft praxisorientierte BĂŒcher oder Skripten, die mit einfachen Beispielen arbeiten. Wichtig ist:

  • klare Sprache ohne zu viel Fachjargon
  • zahlreiche Rechenbeispiele
  • Übungsaufgaben mit Lösungen

👉 Tipp: Wenn du wenig Zeit hast, konzentriere dich auf die Themen Kostenarten, Deckungsbeitrag und einfache Kalkulation. Das bringt im Alltag den grĂ¶ĂŸten Nutzen.

Kostenrechnung in typischen Branchen: Gastronomie, Handel, Handwerk

Die Grundprinzipien der Kostenrechnung sind in allen Branchen gleich, aber Schwerpunkte und typische Kennzahlen unterscheiden sich. Drei Beispiele zeigen, worauf es in der Praxis ankommt.

Kostenrechnung in der Gastronomie / im Restaurant

In der Gastronomie stehen drei Kostenblöcke im Fokus:

  • Wareneinsatz (Lebensmittel, GetrĂ€nke)
  • Personalkosten (KĂŒche und Service)
  • Fixkosten wie Miete, Energie, Pacht, LizenzgebĂŒhren

Wichtig ist hier vor allem das VerhÀltnis von Wareneinsatz zu Umsatz. Viele Betriebe arbeiten mit Zielwerten, zum Beispiel:

  • Wareneinsatz Speisen: 25–35 % vom Speisenumsatz
  • Wareneinsatz GetrĂ€nke: 20–25 % vom GetrĂ€nkeumsatz

Über die Kostenrechnung kannst du:

  • Wareneinsatz je Warengruppe (Pizza, Pasta, GetrĂ€nke) ĂŒberwachen,
  • Personalkosten im VerhĂ€ltnis zum Umsatz kontrollieren,
  • Auslastung pro Tag und Schicht analysieren.

Wenn Wareneinsatz und Personalkosten ĂŒber den Zielwerten liegen, zeigt dir die Kostenrechnung, ob du bei Einkaufspreisen, PortionsgrĂ¶ĂŸen, DienstplĂ€nen oder Öffnungszeiten ansetzen musst.

Kostenrechnung im Einzelhandel

Im Handel ist der Wareneinsatz ebenfalls zentral, zusÀtzlich aber:

  • Marge pro Produktgruppe
  • Ladenmiete pro Quadratmeter
  • Lager- und Abschriftenkosten (LadenhĂŒter, Saisonware)

Eine einfache Auswertung der Kostenrechnung könnte enthalten:

  • Deckungsbeitrag je Warengruppe,
  • Vergleich einzelner Marken oder Lieferanten,
  • Bewertung von Aktionen und Rabatten.

So erkennst du, welche Produktgruppen deine Fixkosten zuverlĂ€ssig decken und welche FlĂ€chen im GeschĂ€ft eigentlich zu wenig abwerfen. HĂ€ufig zeigt sich, dass wenige Warengruppen einen Großteil zum Gewinn beitragen, wĂ€hrend andere Regalmeter blockieren.

Kostenrechnung im Handwerk und Bau

Im Handwerk und Bau geht es stark um Arbeitsstunden und Maschineneinsatz. Ohne saubere Stundensatzkalkulation ist kaum erkennbar, ob ein Auftrag kostendeckend ist.

Die Kostenrechnung hilft dir dabei:

  • produktive Stunden von unproduktiven Zeiten (Fahrt, RĂŒstzeit, Verwaltung) zu trennen,
  • Maschinen- und Fahrzeugkosten realistisch zu bewerten,
  • Projekte oder Baustellen nach Deckungsbeitrag auszuwerten.

Praktisch bewÀhrt haben sich:

  • ein klar definierter Verrechnungssatz pro Stunde, der alle Kostenblöcke enthĂ€lt,
  • eine einfache Nachkalkulation: Soll-Stunden und -Kosten je Auftrag im Vergleich zu den Ist-Werten.

💡 Tipp: In allen drei Branchen gilt: Lieber mit wenigen, klaren Kennzahlen starten (z. B. Deckungsbeitrag je Warengruppe, Stundensatz, Wareneinsatzquote) als mit einer theoretisch perfekten, aber im Alltag nicht gepflegten Kostenrechnung.

Kostenrechnung Schritt fĂŒr Schritt einfĂŒhren

Eine funktionierende Kostenrechnung muss nicht perfekt sein, aber sie muss im Alltag nutzbar sein. Gerade kleine Betriebe scheitern weniger an der Theorie als daran, dass niemand Zeit findet, komplizierte Systeme zu pflegen. Mit einem klaren, schlanken Vorgehen kannst du deine Kostenrechnung in wenigen Schritten aufbauen.

Vorbereitung: Datenquellen und ZustÀndigkeiten klÀren

Bevor du mit Tabellen oder Software startest, solltest du klÀren:

  • Welche Datenquellen nutzt du?
    Typisch: Buchhaltung, Kassensystem, Warenwirtschaft, Lohnverrechnung, BankauszĂŒge.
  • Wer ist fĂŒr welche Teilaufgaben zustĂ€ndig?
    Zum Beispiel: Buchhalter:in liefert Kontenlisten, du selbst ordnest Bereiche und Produkte zu.
  • In welchem Rhythmus aktualisierst du die Kostenrechnung?
    Monatlich, quartalsweise oder bei sehr kleinen Betrieben zumindest halbjÀhrlich.

💡 Merke: Je klarer definiert ist, wer welche Zahlen wann liefert, desto geringer ist das Risiko, dass deine Kostenrechnung nach ein paar Monaten „einschlĂ€ft“.

Schritt 1: Kostenarten strukturieren

Im ersten Schritt erstellst du eine Kostenartenliste, die zu deinem Betrieb passt. Ausgangspunkt ist meist die KontenĂŒbersicht der Buchhaltung.

Vorgehen:

  1. Exportiere die wichtigsten Aufwandskonten (z. B. Wareneinsatz, Löhne, Miete, Energie, Versicherungen, Werbung).
  2. Fasse sehr Ă€hnliche Konten zusammen, wenn sie fĂŒr Entscheidungen keine eigene Aussagekraft haben.
  3. Trenne, wo es sich lohnt, genauer hinzusehen (z. B. Wareneinsatz KĂŒche vs. Wareneinsatz GetrĂ€nke im Restaurant).

Ziel ist eine schlanke, aber aussagekrÀftige Liste, mit der du:

  • deinen grĂ¶ĂŸten Kostenblöcken folgen kannst,
  • spĂ€ter einfach auf Kostenstellen und KostentrĂ€ger verteilst.

👉 Tipp: Wenn du unsicher bist, ob du eine Kostenart trennen sollst, frage dich: „WĂŒrde ich auf Basis dieser Information Entscheidungen treffen?“ Nur dann lohnt die zusĂ€tzliche Detailtiefe.

Schritt 2: Einfache Kostenstellen anlegen

Im zweiten Schritt definierst du Kostenstellen, also Bereiche, in denen Kosten entstehen. Starte bewusst einfach.

Beispiele:

  • Gastronomie: KĂŒche, Service, Bar, Verwaltung
  • Handel: Verkauf, Lager, Online-Shop, Verwaltung
  • Handwerk: Baustellen/Projekte, Werkstatt, Verwaltung

FĂŒr jeden Bereich ĂŒberlegst du:

  • Welche Kostenarten fallen hier hauptsĂ€chlich an?
  • Welcher UmlageschlĂŒssel ist sinnvoll (z. B. FlĂ€che, Mitarbeiterzahl, Umsatz)?

Danach kannst du:

  • Fixkosten wie Miete oder Energie nach Quadratmetern aufteilen,
  • Verwaltungskosten nach Mitarbeiterzahl oder UmsatzschlĂŒssel verteilen,
  • marketingbezogene Kosten zum Beispiel nach Umsatzanteilen der Bereiche verteilen.

⚠ Wichtig: Halte die Anzahl der Kostenstellen ĂŒberschaubar. Drei bis fĂŒnf Hauptkostenstellen sind fĂŒr viele kleine Unternehmen völlig ausreichend.

Schritt 3: KostentrÀger definieren

Im dritten Schritt bestimmst du, welche KostentrÀger du auswerten möchtest. Das sind typischerweise:

  • Produkte oder Produktgruppen
  • Dienstleistungen oder Dienstleistungsgruppen
  • AuftrĂ€ge, Projekte oder Baustellen
  • Tische oder Zeitfenster (z. B. Mittag vs. Abend in der Gastronomie)

Wichtig ist, dass du nur so weit ins Detail gehst, wie du die Daten auch verlÀsslich erfassen kannst.

Praktische Varianten:

  • Gastronomie: Auswertung nach Warengruppen (z. B. Speisen, GetrĂ€nke, MittagsmenĂŒ, Abendkarte).
  • Friseur: Auswertung nach Dienstleistungsarten (Haarschnitt, Farbe, Pflege) plus Produktverkauf.
  • Handwerk: Auswertung nach Projekten oder Projekttypen (z. B. Bad-Sanierung, Kleinreparatur).

💡 Merke: Lieber wenige, aber saubere KostentrĂ€ger mit guten Daten, als viele theoretische KostentrĂ€ger mit LĂŒcken und SchĂ€tzungen.

Schritt 4: Einfache Auswertung und Kennzahlen einfĂŒhren

Sind Kostenarten, Kostenstellen und KostentrÀger definiert, geht es an die Auswertung. Zu Beginn reichen wenige Kennzahlen:

  • Deckungsbeitrag je Produktgruppe, Dienstleistung oder Projekt
    (Erlös – variable Kosten)
  • Wareneinsatzquote im VerhĂ€ltnis zum Umsatz
  • Personalkostenquote im VerhĂ€ltnis zum Umsatz
  • Fixkostenblock pro Monat und notwendiger Mindestumsatz

Vorgehen in der Praxis:

  1. Erfasse fĂŒr einen Monat alle relevanten Kosten und UmsĂ€tze.
  2. Ordne Kostenarten den Kostenstellen zu (z. B. Miete anteilig KĂŒche/Service/Verkauf).
  3. Verteile Kostenstellenkosten auf KostentrÀger (z. B. nach Umsatz oder Mengen).
  4. Berechne DeckungsbeitrÀge und Quoten.

Über mehrere Monate hinweg erkennst du:

  • saisonale Schwankungen,
  • Auswirkungen von Preisanpassungen,
  • Effekte von Personaleinsatz oder Öffnungszeiten.

👉 Tipp: Lege dir ein Standard-Reporting an, das jeden Monat gleich aufgebaut ist. So kannst du Zeitreihen vergleichen, statt jeden Monat „neu zu erfinden“, welche Auswertungen interessant sind.

Schritt 5: Kostenrechnung in Entscheidungen verankern

Die beste Kostenrechnung bringt nichts, wenn die Ergebnisse nicht genutzt werden. Baue dir einen einfachen Rhythmus:

  • Ein kurzer Monats- oder Quartalscheck, bei dem du die wichtigsten Kennzahlen ansiehst.
  • Ein fester Termin, an dem du mögliche Maßnahmen ableitest, z. B. Anpassung von Preisen, Öffnungszeiten, Sortimentsbereinigung.
  • Ein Protokoll oder Notizen, welche Entscheidungen aufgrund der Zahlen getroffen wurden.

So wird die Kostenrechnung Schritt fĂŒr Schritt zu einem festen Bestandteil deines Unternehmensalltags, statt zu einem einmaligen Projekt, das in der Schublade verschwindet.

Typische Fehler in der Kostenrechnung und wie du sie vermeidest

Viele Unternehmen scheitern nicht an komplizierten Formeln, sondern an einfachen Grundfehlern.

Fehler 1: Nur auf den Umsatz schauen

Hoher Umsatz ist kein Garant fĂŒr Gewinn. Wenn du variable und fixe Kosten nicht im Blick hast, können stark wachsende UmsĂ€tze sogar Verluste vergrĂ¶ĂŸern.

Fehler 2: Zu grobe Kostenstruktur

Wenn alle Kosten in wenigen Sammelpositionen landen, liefern Auswertungen kaum Erkenntnisse. Du siehst zwar den Gesamtaufwand, aber nicht, welcher Bereich teuer ist.

💡 Merke: Kostenarten sollten so fein sein, dass du Maßnahmen ableiten kannst, aber nicht so fein, dass niemand mehr den Überblick hat.

Fehler 3: Zahlen nicht aktualisieren

Eine Kostenrechnung, die du einmal im Jahr erstellst, bringt dir wenig. Entscheidend ist, dass du:

  • Daten monatlich oder zumindest quartalsweise aktualisierst,
  • Ergebnisse vergleichst,
  • Konsequenzen ableitest.

Fehler 4: Entscheidungen ohne Deckungsbeitragsrechnung

Rabatte „aus dem Bauch“ oder AuftrĂ€ge „um jeden Preis“ können gefĂ€hrlich sein. Ohne Kenntnis des Deckungsbeitrags ist unklar, ob ein Auftrag ĂŒberhaupt zur Deckung der Fixkosten beitrĂ€gt.

👉 Tipp: Berechne fĂŒr deine wichtigsten Produkte oder Leistungen zumindest grob den Deckungsbeitrag. So triffst du Preis- und Sortimentsentscheidungen deutlich sicherer.

Fazit: Was eine gute Kostenrechnung ausmacht

Eine gute Kostenrechnung ist kein Selbstzweck und auch keine reine ZahlenĂŒbung. Sie soll dir als Unternehmer:in helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

Wesentliche Merkmale:

  • klare Struktur mit Kostenarten, Kostenstellen und KostentrĂ€gern
  • regelmĂ€ĂŸige Aktualisierung statt einmaliger Aktion
  • einfache, nachvollziehbare VerteilungsschlĂŒssel
  • Fokussierung auf Kennzahlen wie Deckungsbeitrag, Fixkostenblock und Mindestumsatz

Wenn du diese Grundlagen sauber aufbaust, wird die Kostenrechnung zu einem praktischen Steuerungsinstrument – egal ob im Restaurant, im Salon, im Handel oder im Bau- und Dienstleistungsbereich.

FAQ

Was ist Kostenrechnung?

Kostenrechnung ist ein Teil des internen Rechnungswesens. Sie ermittelt systematisch, welche Kosten im Betrieb anfallen und wie sie sich auf Bereiche, Produkte oder Dienstleistungen verteilen. Im Unterschied zur Finanzbuchhaltung geht es nicht darum, einen Jahresabschluss fĂŒr das Finanzamt zu erstellen, sondern um eine Entscheidungsgrundlage fĂŒr dich als Unternehmer:in. Dazu werden alle betrieblichen Aufwendungen in Kostenarten gegliedert, auf Kostenstellen verteilt und schließlich den KostentrĂ€gern zugeordnet. So lĂ€sst sich erkennen, welche Angebote profitabel sind und wo Geld verloren geht. Kurz gesagt: Die Kostenrechnung ĂŒbersetzt deine Ausgaben in verstĂ€ndliche Kennzahlen und zeigt dir, wie wirtschaftlich dein Unternehmen wirklich arbeitet.

Welche Aufgaben hat die Kostenrechnung?

Die Kostenrechnung hat drei Hauptaufgaben: Erstens erfasst sie alle Kosten, die mit der betrieblichen Leistungserstellung zusammenhĂ€ngen, und ordnet sie ĂŒbersichtlich zu. Zweitens unterstĂŒtzt sie die Planung, indem Soll-Kosten mit tatsĂ€chlichen Ist-Kosten verglichen werden. Du erkennst so Abweichungen und kannst gezielt gegensteuern, etwa bei Personalkosten oder Wareneinsatz. Drittens liefert sie die Basis fĂŒr Kalkulation und Controlling: Auf Basis der Kosten kannst du Preise festlegen, DeckungsbeitrĂ€ge berechnen und entscheiden, ob ein Produkt, ein Auftrag oder ein Standort fortgefĂŒhrt, angepasst oder eingestellt werden soll. Damit wird die Kostenrechnung zu einem zentralen Steuerungsinstrument im Unternehmen.

Was kommt in die Kostenrechnung?

In die Kostenrechnung fließen alle Aufwendungen ein, die mit der eigentlichen betrieblichen TĂ€tigkeit zusammenhĂ€ngen. Dazu gehören typischerweise Material- bzw. Wareneinsatz, Löhne und GehĂ€lter inklusive Lohnnebenkosten, Miete, Energie, Abschreibungen, Zinsen, Versicherungen, Fuhrpark- und Verwaltungskosten. Nicht berĂŒcksichtigt werden Aufwendungen, die nichts mit der Leistungserstellung zu tun haben, zum Beispiel Spenden, private Entnahmen oder außergewöhnliche SchĂ€den. Solche Positionen bleiben in der Finanzbuchhaltung, werden aber fĂŒr die Kostenrechnung herausgefiltert oder angepasst. ZusĂ€tzlich können sogenannte Zusatzkosten angesetzt werden, etwa ein kalkulatorischer Unternehmerlohn oder kalkulatorische Miete, um ein realistisches Bild der Wirtschaftlichkeit zu erhalten.

Was bedeutet „Selbstkosten“ in der Kostenrechnung?

Selbstkosten sind die gesamten Kosten, die einem Unternehmen fĂŒr ein Produkt, eine Dienstleistung oder einen Auftrag entstehen. Sie setzen sich aus Einzelkosten und Gemeinkosten zusammen. Einzelkosten lassen sich direkt einem KostentrĂ€ger zuordnen, zum Beispiel der Materialeinsatz fĂŒr ein bestimmtes Produkt. Gemeinkosten fallen fĂŒr mehrere Produkte oder Bereiche gleichzeitig an, etwa Miete oder Verwaltung, und mĂŒssen ĂŒber UmlageschlĂŒssel verteilt werden. Die Summe aus Einzel- und Gemeinkosten pro StĂŒck oder pro Stunde ergibt die Selbstkosten. Sie sind wichtig, um langfristige Preisuntergrenzen zu bestimmen und zu prĂŒfen, ob ein Angebot die Kosten deckt und noch Spielraum fĂŒr Gewinn oder Rabatte lĂ€sst.

Was sind Umlagen in der Kostenrechnung?

Umlagen sind VerteilungsschlĂŒssel, mit denen Gemeinkosten auf Kostenstellen und KostentrĂ€ger verteilt werden. Da viele Kosten nicht direkt einem Produkt zugeordnet werden können, brauchst du Regeln, wie zum Beispiel Quadratmeter fĂŒr Mietkosten, Mitarbeiterzahl fĂŒr Verwaltungskosten oder Maschinenstunden fĂŒr Maschinenkosten. Diese SchlĂŒssel sollen möglichst gut abbilden, wo die Kosten tatsĂ€chlich verursacht werden. In der Praxis wĂ€hlst du einfache, nachvollziehbare Umlagen, die du ĂŒber lĂ€ngere Zeit stabil hĂ€ltst. So bleiben deine Auswertungen vergleichbar und zeigen Trends. Umlagen sind immer eine AnnĂ€herung, aber ohne sie wĂ€re eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung in den meisten Betrieben kaum möglich.

Warum ist Kostenrechnung wichtig?

Kostenrechnung ist wichtig, weil sie dir zeigt, ob dein GeschĂ€ftsmodell tragfĂ€hig ist und welche Teile deines Angebots zum Erfolg beitragen. Ohne strukturierte Kostenrechnung siehst du zwar Umsatz und Gewinn in der GuV, aber nicht, welche Produkte, Dienstleistungen oder Standorte rentabel sind. Du wĂŒrdest Preise, Rabatte oder Öffnungszeiten oft aus dem BauchgefĂŒhl heraus festlegen. Mit einer funktionierenden Kostenrechnung erkennst du, ob deine DeckungsbeitrĂ€ge ausreichen, wie hoch dein Fixkostenblock ist und welchen Mindestumsatz du brauchst. Dadurch kannst du rechtzeitig reagieren, wenn Kosten steigen oder Nachfrage sinkt, und triffst fundierte Entscheidungen statt Vermutungen.

Was ist der BAB (Betriebsabrechnungsbogen) in der Kostenrechnung?

Der Betriebsabrechnungsbogen, kurz BAB, ist ein tabellarisches Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung. Im BAB werden Gemeinkosten zunĂ€chst nach Kostenarten erfasst und anschließend auf die einzelnen Kostenstellen verteilt. In den Spalten stehen die Kostenstellen, in den Zeilen die Kostenarten. Mithilfe von UmlageschlĂŒsseln, zum Beispiel Quadratmeter, Mitarbeiterzahl oder Maschinenstunden, werden die BetrĂ€ge aufgeteilt. Am Ende erhĂ€lt jede Kostenstelle ihren Anteil an den Gemeinkosten und es lassen sich GemeinkostenzuschlagssĂ€tze berechnen. Diese ZuschlagssĂ€tze nutzt du spĂ€ter in der KostentrĂ€gerrechnung, um Produkte oder AuftrĂ€ge mit einem fairen Anteil an den Gemeinkosten zu belasten und so realistische Selbstkosten zu ermitteln.

Was sind Umlagen und Selbstkosten in der Kostenrechnung fĂŒr kleine Betriebe?

FĂŒr kleine Betriebe sind Umlagen und Selbstkosten die BrĂŒcke zwischen „gefĂŒhlten“ und tatsĂ€chlichen Kosten. Umlagen sorgen dafĂŒr, dass gemeinsame Kosten wie Miete, Strom oder Verwaltung sinnvoll auf Bereiche verteilt werden, auch wenn du kein komplexes Controlling-System hast. Selbstkosten zeigen dir, wie teuer eine konkrete Leistung oder ein Produkt wirklich ist, wenn alle relevanten Kostenanteile berĂŒcksichtigt werden. Gerade in Branchen mit hohem Wareneinsatz oder stark schwankender Auslastung, etwa Gastronomie oder Beauty, hilft dieser Blick auf Selbstkosten, unprofitable Angebote zu erkennen und bewusst zu entscheiden, welche Preise, Aktionen oder Sortimentsteile du dir leisten kannst.

Christian
Christian
GrĂŒnder von shoperate

Kostenrechnung in 5 Punkten:

  1. Kostenrechnung zeigt, was im Betrieb wirklich passiert.
    Sie erfasst systematisch alle betrieblichen Kosten und ordnet sie Kostenarten, Kostenstellen und KostentrÀgern zu. So siehst du, welche Bereiche, Produkte oder Dienstleistungen Geld verdienen und welche nicht.
  2. Zentrale Aufgabe ist die Steuerung, nicht die Steuer.
    Im Unterschied zur Finanzbuchhaltung richtet sich die Kostenrechnung an dich als Unternehmer:in. Sie hilft bei Planung, Kontrolle und Kalkulation: von der Wareneinsatzquote ĂŒber Personalkosten bis zum Deckungsbeitrag.
  3. Der Aufbau folgt einem klaren Schema.
    Erst Kostenarten (Welche Kosten?), dann Kostenstellen (Wo fallen sie an?), danach KostentrĂ€ger (WofĂŒr fallen sie an?). Mit Vollkosten- und Teilkostenrechnung sowie DeckungsbeitrĂ€gen leitest du Preise, Mindestumsatz und Break-even ab.
  4. Branchen haben unterschiedliche Schwerpunkte.
    In der Gastronomie dominieren Wareneinsatz und Personalkosten, im Handel Marge und LadenflÀche, im Handwerk StundensÀtze und Projektkalkulation. Die Grundlogik der Kostenrechnung bleibt gleich, nur Kennzahlen und Beispiele Àndern sich.
  5. Wichtig ist ein schlanker, gelebter Prozess.
    Eine einfache Struktur in Excel oder Software, feste Aktualisierungsintervalle und wenige, klar definierte Kennzahlen reichen aus. Entscheidend ist, dass du die Ergebnisse regelmĂ€ĂŸig ansiehst und Entscheidungen bewusst auf Basis dieser Zahlen triffst.

✅ Kurz gesagt: Eine gut aufgebaute Kostenrechnung macht deine Kosten transparent, stĂ€rkt deine Preisgestaltung und liefert dir jeden Monat bessere Entscheidungsgrundlagen.

lg Christian und das Team von shoperate

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